Heute Morgen bin ich mit ganz seltsamen Fragen in meinem Kopf aufgewacht.
Es ist Sonntag. Eigentlich könnte ich lange schlafen. Aber seit 4:00 Uhr beschäftigen mich diese Gedanken und jetzt sitze ich hier, um sie aufzuschreiben.
Wir sind alle eins. Doch nicht einmal mit meinem Spiegelbild bin ich eins.
Wir sind alle Licht. Doch wir brauchen die Dunkelheit, um das zu erkennen.
Wir sind alle Liebe. Doch wir zerstören uns selbst.
Wenn wir alle eins sind, wieso brauchen wir dann all die Anderen? Wieso fällt es uns so schwer allein zu sein?
Wenn wir alle eins sind, wieso vernichten wir uns dann gegenseitig? Wieso zerstören wir die Welt, in der wir leben?
Wenn wir alle eins sind, wieso können wir dann nicht einfach wie ein riesiger Stern leuchten? Wieso verstecken wir unser eigenes Licht? Sollen andere uns nicht erkennen? Aber sie sind doch genau das Gleiche wie wir?
Wenn wir alle eins sind, wieso leben wir dann nicht unsere Liebe? Wieso zeigen wir der Welt nicht diese Seite?
Was passiert, wenn wir zulassen, dass wir Licht und Liebe sind?
Licht und Liebe und sonst nichts...
Lösen wir uns dann in nichts auf?
Oder mit anderen Worten:
Physikalisch und verstandesmäßig lässt sich alles Mögliche erklären. Also zum Beispiel: Licht gibt es nicht ohne Dunkelheit.
Aber ist das auch auf der spirituellen Ebene so?
In den letzten Wochen habe ich sehr viel darüber gelesen.
Einige Vertreter glauben, ich muss meinen Schatten integrieren und anerkennen. Erst dann bin ich „ganz“.
Andere sagen, ich soll akzeptieren, dass der Mensch in Gegensätzen denkt und diese soll ich respektieren und in Einklang bringen.
Wieder andere glauben, dass in allem Schlechten auch etwas Gutes liegt. Wir brauchen es nur zu erkennen.
Schön und gut. Das kann ich alles aus meiner Lebenserfahrung heraus nachvollziehen.
Doch was ist, wenn das alles nicht wirklich so ist?
Was ist, wenn wir von Anfang an Licht und Liebe waren und nur vergessen haben, wer wir neben all dem anderen Licht und der Liebe sind?
Was ist, wenn wir uns irgendwann einmal dachten, wir wären anders?
Was wäre, wenn das unser einziges Problem ist?
Wir wollen nicht mehr eins sein.
Wir wollen uns als Individuum definieren.
Wir wollen – jeder für sich – etwas ganz Besonderes sein.
Und je mehr wir das versuchen, desto mehr entfernen wir uns von diesem All-ein.
Funktioniert das wirklich?
Wenn ich mir unsere Welt ansehe, gibt es da eine ganz klare Antwort: „Nein!“
Vielleicht haben wir nur Angst davor, Licht und Liebe zu sein.
Vielleicht liegt die ganze Erkenntnis allein darin, dass es diese Gegensätze nur in unserem Kopf gibt.
Vielleicht ist es nur unser Verstand, der ständig erklären, bewerten und be-(ver-)urteilen will. Vielleicht ist er der einzige, der das wirklich braucht.
Doch wie viel von uns ist unser Verstand? Was sind wir noch?
Wir sind noch soviel mehr.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass die einzigen entarteten Zellen die in unserem Kopf sind.
Sie wollen die Macht über alles.
Wir haben verlernt, dieser Macht Einhalt zu gebieten.
Wir lassen uns unser Leben von unserem Kopf diktieren und vergessen dabei, wer oder was wir alles noch sind.
Wir definieren Gegensätze, um festzustellen, dass wir die Einheit verloren haben. So können wir dann wieder versuchen, diese Einheit herzustellen.
Unsere Lebenszeit läuft wie eine Sanduhr ab und wir haben das Wesentliche nicht gelebt.
Wir haben unsere Zeit damit verbracht, herauszufinden, wo wir herkommen, wer wir sind und warum wir sind, wie wir sind.
Wir haben Erklärungen in unserer Vergangenheit gesucht und dabei vergessen, die Gegenwart zu leben.
Wir sind wie Irrlichter – wie kleine Glühwürmchen in der Nacht unseres Lebens.
Wann erkennen wir, dass wir alle Licht und Liebe sind?
Wann entscheiden wir uns dafür, All-EIN zu leben?
© Cornelia G. Becker