Du siehst uns nur nicht...
Weine Deine Tränen nicht immer für Dich
allein!
Schrei Deinen Hass nicht in Dich
hinein!
Kämpf' Deine Kämpfe nicht einsam für
Dich...
wir sind viele, Du siehst uns nur
nicht.
Brich' das Schweigen und schrei' es
heraus!
Verkriech' Dich nicht in Deinem
Schneckenhaus!
Deine Hilferufe hören auch andere
sicherlich...
wir sind viele, Du siehst uns nur
nicht.
Lass' nicht die Vergangenheit Deine
Gegenwart sein!
Sperr' Dich nicht selbst hinter Mauern
ein!
Steh' auf und kämpfe selbst für
Dich...
denn wir sind viele, Du siehst uns nur
nicht.
©
Cornelia G. Becker
Verletzt...
Du
kannst mir nicht in die Seele schau'n.
Du
weißt nicht, wann es mich verletzt.
Du
weißt nicht, wie schwer es ist zu vertrau'n,
wenn
ein Wort mich in die Vergangenheit versetzt.
Du
kannst nicht fühlen, wie weh es noch tut.
Du
merkst nicht, wie hart das Leben für mich ist.
Du
weißt nicht, wie verzweifelt ich es versuch',
wenn
die Gegenwart plötzlich Vergangenheit ist.
Du
kennst nicht die Angst, wenn ich alleine bin.
Du
hörst nicht die Stimme, die mich in Panik versetzt.
Du
weißt nichts von der Suche nach Lebenssinn,
wenn
die Vergangenheit mich wieder zutiefst verletzt.
Ich
lebe mein Leben, keiner siehst es mir an,
aber
ein Augenblick, ein kleines Wort und dann...
zerbricht
meine Welt wie ein wackliges Kartenhaus,
dann
frag ich: „Wie komm ich da jemals heraus?“
©
Cornelia G. Becker
Vergewaltigt...
Du
kannst meinen Schmerz nicht sehen
Du kannst meine Wut nicht fühlenDu kannst meine stillen Schreie nicht hören
Du kannst meine Verzweiflung nicht begreifen
aber
Du glaubst zu wissen, wie Du mir helfen kannst
Du kannst meine Tränen nicht sehen
Du kannst meine Angst nicht fühlen
Du kannst meinen Hass nicht hören
Du kannst meine Ausweglosigkeit nicht begreifen
aber
Du glaubst zu wissen, wie Du mir helfen kannst
Du kannst mein Leben danach nicht leben
Du kannst meine Liebe zu mir nicht fühlen
Du kannst meine Vergebung nicht hören
Du kannst meinen Willen zu überleben nicht begreifen
aber
Du glaubst zu wissen, wie es sich anfühlt vergewaltigt zu sein.
© Cornelia G. Becker
Dennoch gibt es einen Weg, wieder zurück ins Leben.
Die Vergangenheit in der Vergangenheit zu lassen und endlich wieder in der Gegenwart anzukommen, war für mich ein "Akt der Gnade" und sehr viel Arbeit auf dem Weg zu mir selbst.
Ein langer Weg.
Ein schmerzlicher Weg.
Ein Weg, auf dem ich sicherlich andere verletzt habe und viel zu oft glaubte, dass mich jemand verletzen will.
Ich habe unzählige Bücher gelesen. Ich habe mich immer wieder mit mir beschäftigt und mein Verhalten hinterfragt.
Irgendwann war ich an einem Punkt, da konnte ich mich nicht mehr mit meiner Vergangenheit entschuldigen, da konnte ich mich nicht mehr hinter den Ereignissen von damals verstecken.
Zu Beginn des Weges habe ich mich mit dem "Täter" beschäftigt. Zuerst kam Wut, Hass, Rachegfühle. Es war ja auch viel einfacher, ihm für alles, was in meinem Leben geschah, die Schuld zu geben. Danach kam irgendwann Trauer, Schmerz und viele Tränen. Schließlich kam ich an den Punkt, da versuchte ich sein Verhalten zu hinterfragen, zu verstehen und ihm zu vergeben. Genau das nahm ihm dann die Macht über mein Leben.
Der nächste Schritt war dann der Versuch, mir zu vergeben, dass ich mich so lange hinter meinem "Opfersein" versteckt hatte. Das hat schon etwas länger gedauert und war noch schmerzhafter.
Mein schwerster Schritt auf diesem Weg war allerdings der, andere um Vergebung zu bitten. Einige davon habe ich dann wirklich angerufen und sie darum gebeten. Anderen habe ich Brief geschrieben, die ich zum Teil auch verschickt habe.
All diese Schritte beinhalteten Schmerz, Wut, Hassgefühle, Rachegelüste, Leid, Tränen, wieder Hass und das schreckliche Gefühl, ein ewiges Opfer der Umstände und Ereignisse meines Lebens zu sein.
Aber so wollte ich nicht mehr weiterleben.
Selbstmord war keine Lösung. Das hatte ich schon früh herausgefunden. Irgendetwas oder irgendwer wollte, dass ich weiterlebe und der Versuch misslang.
Vielleicht hatte ich ja eine Aufgabe zu erledigen, von der ich am Anfang des Weges noch nichts wusste.
Irgendwann - vor einigen Jahren - stellte ich mich dann endlich dieser Aufgabe... mehr als 25 Jahre später.
Mutig die Verantwortung für sich selbst übernehmen und für sich zu sorgen und einzustehen ist eine wahre Herausforderung für "Opfer".
Aber es wird funktionieren, wenn ich an mich glaube und erkennen kann, dass ich ein Mensch bin, mit kleinen oder größeren Fehler... wie alle anderen auch.
Und genau wie all die anderen, bin ich es wert, geliebt zu werden.
Wen es interessiert, der findet in meinem Buch "Endlich Leben!" vielleicht Anregungen und Hilfestellungen.
Es gibt immer einen Weg...
Viel Kraft und alles Liebe
Cornelia G. Becker
Hi Cornelia,
AntwortenLöschenzu deinem Gedicht "Verletzt..."
wann hast du es verfasst? Da kommt ganz Tiefes, sehr Dunkles rüber. Es ist einem nahe, dein Gedicht, obwohl ich noch nie im Leben diese Verletzungen erlitt, diese Ängste zu spüren bekam; allenfalls diese Suche nach Lebenssinn.
Es macht einen betroffen und betrifft einen.
Danke
Danke für Deinen Kommentar.
LöschenDas Gedicht ist 2014 entstanden, als ich mein Buch "Endlich leben" geschrieben habe.
Das Leben und seine Ereignisse sind eine Herausforderung, der wir uns immer wieder neu stellen können. Es ist ein Prozess auch aus schwierigen Zeiten zu lernen und zu wachsen.
Bin ich dankbar für diese Erfahrung? Ja, irgendwie schon... denn sie hat mich werden lassen, was ich heute bin.
Und eines habe ich nie verloren: Den Glauben an das Gute in jedem Mensch.