Das Leben und sein Sinn...



Wir alle werden in unserem Leben mit Situationen konfrontiert, die wir nur allzu oft überhaupt nicht verstehen oder gar akzeptieren wollen.

Unser kleiner Kopf mit seinen - für uns sehr - begrenzten Möglichkeiten ist nicht in der Lage, den Sinn oder möglicherweise sogar unsere Bereitschaft dafür zu erkennen.

Wir glauben, wir wären Opfer des Schicksals - eben nur kleine Menschlein, die entweder einfach glücklich sind oder in der gemeinen Hölle des Alltags schmoren. Und wir schmoren dann auch noch ohne einen ersichtlichen Grund. Leid ist eigentlich völlig überflüssig und sinnlos. Wir sind an all dem sowieso niemals schuld. Von einer möglichen Entscheidung dafür oder gar einer eigenen Verantwortung ganz zu schweigen.

Nun gibt es Situationen im Leben, die sind bei den einen dramatischer und existenziell und bei den anderen eher glimpflich.
Wie jeder Einzelne darauf reagiert ist niemals wirklich sicher. Welche Kräfte ein Mensch in einer solchen Lage entwickeln kann, darüber lassen sich einfach keine Prognosen erstellen.

Was wir - oder zumindest die meisten - erst einmal fragen werden ist:
Warum passiert ausgerechnet mir das?

Es gibt Millionen über Millionen Menschen auf der Welt und ausgerechnet ich kriege es ab. WARUM?

Jetzt gibt es ja einige Theoretiker, die der Auffassung sind, dass es keine Zufälle gibt. Weder im positiven noch im negativen Sinn. Wir - und nur wir - haben unser Leben in der Hand und entscheiden darüber und sind auch allein dafür verantwortlich.

Andere sind der Ansicht, dass es Schicksal ist und wir diesem Schicksal hilflos ausgeliefert wären. Es geschieht eben und wir müssen versuchen, damit zu leben. Es wird sich schon ein Sinn finden - früher oder später.

Wieder andere meinen gar, dass Gott uns für unsere bisherigen schlimmen Taten bestrafen will und ohne diese Läuterung können wir niemals ins Himmelsreich und werden in der Hölle schmoren bis in alle Ewigkeit.

Wenn ich nun so über mein eigenes Leben nachdenke, dann weiß ich gar nicht mehr genau, wie oft ich mir selbst diese Frage nach dem Warum gestellt habe.
Mit Gott habe ich dabei sehr oft gehadert und war wütend. Ich hätte nur zu gerne gewusst, warum er mir das alles antut.

Später fragte ich mich dann, was das Schicksal mir eigentlich sagen und welche Aufgabe ich lernen will, dass es mir immer wieder den gleichen Mist vor die Füße wirft?
Wie lernfähig war ich eigentlich tatsächlich?
Da fallen mir dann so Redensweisheiten unserer - ach so schlauen - Mitmenschen ein, die sehr schnell den Finger in die Wunden legen und fest davon überzeugt sind, dass sie all das viel besser abgehandelt hätten.

Es dauerte viele Jahre bis ich die Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen habe, dass ICH das alles so gewollt habe und dass ich allein die Verantwortung dafür trage.

Was heißt das denn?
Welche Konsequenzen hat das für meine ganz persönliche Lebenseinstellung?
Wie wird sich mein Verhalten anderen gegenüber verändern, wenn ich mehr und mehr erkenne, dass es wirklich so ist?

Dann bin ich plötzlich verantwortlich. Ich allein und sonst niemand.
Verantwortlich egal für was und immer und überall.

Also so etwas ist natürlich - ganz klar - starker Tobak und wer das glaubt, ist ja wohl ein totaler Spinner. Oder etwa nicht?

Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, dass es Kriege auf der Welt gibt.
Ich bin auch nicht verantwortlich dafür, dass die einen die anderen ausnehmen und glauben, das müsste so sein.
Ich bin auch nicht für das Leben und die schrecklichen Ereignisse im Leben eines anderen verantwortlich.
Ich bin nicht einmal dafür verantwortlich, wenn eine Beziehung zerbricht z.B. aufgrund irgendwelcher Schmerzen aus der Vergangenheit.
Das geht mich ja alles nichts an und hat mit mir überhaupt nichts zu tun.

Ist es wirklich so einfach oder drücken wir uns nur vor der Möglichkeit, eine Veränderung zum Wohle aller herbeizuführen?

Was wäre, wenn wir uns als das vermeintliche Opfer einfach nur besser fühlen?
Wenn wir uns unsere Verantwortung nur nicht eingestehen wollen?
Das tun ja alle, also falle ich mit meinem Verhalten nicht auf.
Wenn ich aber aufstehe und versuche etwas zu verändern, könnte mich das mein Leben kosten. Im besten Fall erhebe ich mich aus dieser grauen Masse, zeige Zivilcourage und falle auf. Das geht dann ja schon mal gar nicht. Da wird die Luft plötzlich sehr dünn und die, die das so nicht wollen, sind auf einmal da und halten dann auch noch zusammen.
Nein, das kann ich mir nicht antun. Das hat auch gar keinen Sinn und ich kleines Würstchen kann ja nicht die Welt verändern.
Wie überheblich ist das denn?
Was glaube ich denn, wer ich bin?
Nein, so geht das nun wirklich nicht.

Und genau diese Einstellung ist es, die duckend akzeptiert, dass das Leben so ist wie das Leben eben ist. Im Zweifel finden wir ja auch immer einen anderen, der dafür verantwortlich ist.

Ich bewundere jeden, der dieses ganze System der vermeintlichen Notwendigkeiten hinterfragt und in Zweifel zieht.
Ich bewundere jeden, der es gegen alle Widerstände versucht zu verändern.
Ich bewundere jeden, der sich fragt, warum er gerade jetzt und hier dabei ist?
Ich bewundere jeden, der darüber nachdenkt, was es mit ihm selbst zu tun hat. Denn wenn es nichts mit ihm selbst zu tun hätte, dann wäre er da nicht mittendrin oder auch nur in der Nähe.

Daraus ergeben sich für mich ganz wichtige Fragen:
WARUM habe ich mir solche Situationen ausgesucht? WAS bin ich bereit, dabei zu lernen?

Denn meine Bereitschaft und mein Einverständnis scheinen irgendwie ja da zu sein.

Viele gehen hier sicherlich auf die Barrikaden. Es gibt hunderttausende von Gründen, warum ich das auf keinen Fall so gewollt haben kann.

Und wenn doch?
Wenn ich damit etwas lernen wollte?
Wenn ich damit etwas verändern wollte?
Wenn ich daran wachsen wollte?
Wenn ich so irgendwann den Sinn meines Lebens erkennen kann?
Wenn ich mit diesen Erfahrungen werde, was ich wirklich bereit war zu sein, als ich auf die Welt kam?
Wenn ich dann nicht nur mich verstanden habe, sondern vielleicht auch bereit bin, die Verantwortung für alles zu übernehmen?
Wenn einfach nichts ohne einen Sinn geschieht?

Dann...
dann kann ich Gott und die anderen nicht mehr verantwortlich machen, für das, was ich NICHT bereit bin zu verändern... zum Wohle aller und zu meinem eigenen.

Was wäre unsere Welt, wenn wir uns bewusst wären, welche Macht wir wirklich haben.

Oder mit den Worten von Nelson Mandela:
"Jeder Mensch ist dazu bestimmt, zu leuchten! Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind, unsere tiefgreifendste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein.

Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, die uns am meisten Angst macht. Wir fragen uns, wer ich bin, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen? Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen? Du bist ein Kind Gottes.

Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt. Es ist nichts Erleuchtetes daran, sich so klein zu machen, dass andere um Dich herum sich nicht unsicher fühlen. Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun.

Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu manifestieren. Er ist nicht nur in einigen von uns, er ist in jedem einzelnen. Und wenn wir unser Licht erscheinen lassen, geben wir anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unsere Gegenwart automatisch andere."

© Cornelia G. Becker


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