Begegnungen

Menschen kommen in mein Leben, weil sie eine Aufgabe für mich und für sich selbst zu erfüllen bereit sind.
Sie spiegeln mich, ich projiziere auf sie. Genauso geschieht es umgekehrt.
Beide haben sich bereit erklärt, durch eine Beziehung (als Partner, im Beruf oder als Freund) gemeinsam zu wachsen.
Oder: wenn nicht gemeinsam, dann werden doch wichtige Grundsteine für eine weitere Entwicklung gelegt.
Der andere lebt einen Teil von mir, den ich vielleicht sehr schätze oder vielleicht auch am liebsten gar nicht sehen möchte. Das gilt umgekehrt natürlich auch.
Eine tiefe Freundschaft entsteht vermutlich dann, wenn beide erkennen, wer gerade spiegelt oder projiziert. Wenn beide anerkennen, dass der andere einfach anders ist und seine eigenen Lebensaufgaben hat und so auch seine eigenen Hürden überwinden lernen muss.
Die einen sind dabei etwas schneller, die anderen etwas langsamer.
Für jede Lebensaufgabe kommt irgendwann einmal die Zeit, in der sie wie von selbst gelöst werden kann.

Vermutlich war mein Part in meinen zwischenmenschlichen Beziehungen folgender:

Meist habe ich meine eigenen Wunden offen und vielleicht zu schnell gezeigt.
Meist konnte ich die "Schwachstellen" des anderen sehr schnell wahrnehmen.
Für meine Lebensaufgaben habe ich die Menschen um mich herum als Hilfe empfunden - als Rettungsnetze - um in meine ganz persönliche Schattenwelt einzutauchen und ein weiteres "dunkles" Teil meines Lebenspuzzles zu integrieren.
Wie selbstverständlich habe ich geglaubt, dass die anderen es genauso machen und meine Hilfe genauso annehmen, wie ich ihre. So hätten wir dann gemeinsam wachsen können.
Doch ich war in meiner Entwicklung für viele andere viel zu schnell.
Und ich brachte oft nicht die Geduld auf. Ich traf Entscheidungen, die andere nicht mehr nachvollziehen konnten und dann oft verurteilten, was sie nicht verstanden.

Wie bei anderen auch, ging und geht es letztendlich um uns selbst und nicht um andere.
Es geht um mich.
Es geht darum, mich "ganz" zu machen, mich zu leben, mich zu geben wie ich bin und sein will.
Es geht darum, meinen ganz persönlichen Lebensweg zu gehen und die Verantwortung für mich zu übernehmen.

Dabei sind einige meiner "Begegnungen" nur von kurzer Dauer gewesen, weil sie ein anderes Tempo hatten und ich nicht genug Geduld, um zu warten. Möglicherweise...

Das Leben ist aber nicht Stillstand und Hinnahme. Das Leben ist nicht nur Akzeptanz und Verständnis.
Das Leben ist Wachstum genauso wie Auflösung und Integration der eigenen Schatten.
Das Leben ist Erkenntnis und Entscheidung.
Das Leben ist Vergebung - für andere und für mich selbst!

Das Leben ist
Dankbarkeit für jeden, der mir geholfen hat, zu werden, was ich heute bin!
Dankbarkeit für jeden, der mir auf meinem weiteren Lebensweg hilft!
Dankbarkeit für jede Lebensaufgabe, die ich bestanden habe!
Dankbarkeit für jeden Augenblick des Glücks, den ich erleben durfte.

© Cornelia G. Becker



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