Der Mensch und das "Böse"

Wie viele von uns glauben, dass sie besser wären als anderen?
Wie viele von uns betonen immer wieder, dass sie so schlimme Dinge niemals tun würden?
Wie viele von uns sind mit Schuldzuweisungen schnell bei der Sache? Wie viele von uns geben genau aus diesem Grund die Verantwortung an andere ab?
Wie viele von uns hinterfragen sich wirklich selbst?

Im Laufe der letzten Jahre habe ich über diese Fragen immer wieder intensiv nachgedacht.
Heute denke ich, dass wir viel zu oft viel zu viele Entschuldigungen finden für etwas, das wir gerade tun oder gerade lieber nicht tun.

Da werden andere beurteilt, verurteilt und bestraft, weil sie Dinge tun, die wir so niemals tun würden.
Was wir dabei liebend gern außer Acht lassen, ist die Möglichkeit, dass es Umstände geben könnte, in denen wir genau das Verhalten an den Tag legen, was wir gerade noch so vehement verurteilt haben.

Doch wer würde das schon freiwillig zugeben?
Das mühsam erworbene gesellschaftliche Ansehen könnte ja in Sekunden wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

Also leugnen wir lieber unsere Schattenseiten und verdrängen das "Böse" in uns in die hinterste Ecke.

Wir schweigen zu Dingen, die uns nicht gefallen.
Oder wir neigen dazu, die zu verdammen, die ihre Wut zum Ausdruck bringen und ausleben.
Dabei weiß ich nicht, was schlimmer ist???

Wer sind wir denn, dass wir uns erlauben, über andere zu richten?
Leben andere nur die Schattenseiten aus, derer wir uns schämen?
Was würden wir wirklich tun, wenn unser Leben bedroht wird? Welche Fähigkeiten zum Kampf hätten wir dann? Und wie hoch wäre unsere eigene Schmerzgrenze?

Was müsste ein Einzelner oder eine Gesellschaft mir immer wieder antun, damit ich meine Vorsätze und meine Werte völlig vergesse und ums nackte Überleben kämpfe?

Ich glaube, dass wir alle viel zu selten darüber nachdenken und dass der Blick viel zu oft auf "Die Anderen" gerichtet ist.

© Cornelia G. Becker

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