Den Tod vor Augen



Es gibt Situationen im Leben, da wird man mit dem Tod in einer Form konfrontiert, die man überhaupt nicht beeinflussen kann.
Wenn das einen anderen betrifft und ich hilflos daneben stehen muss und so gar nichts tun kann, ist das eine Sache.
Wenn ich aber durch die Unachtsamkeit eines Anderen mit meinem eigenen möglichen Tod konfrontiert werden, ist das etwas ganz anderes.

In Nanosekunden läuft das Schreckensszenario vor meinen Augen ab und ich versuche verzweifelt der Lage Herr zu werden. Wie im Film sehe ich auch mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen und
wie durch ein Wunder überlebe ich und all die anderen Beteiligten diesen Augenblick. Zu unser aller Glück völlig unbeschadet.

Doch der Schock sitzt tief. Ich reagiere nur noch wie in Trance.
Zuhause angekommen wird mir bewusst, was ich da gerade erlebt habe.
Ich hätte mir gewünscht, es wäre jemand da gewesen, dem ich es einfach hätte erzählen können oder der mich einfach in den Arm genommen hätte.
Wie gerne hätte ich in diesem Augenblick "Ich hab Dich lieb" oder "Ich danke Dir" gesagt.

Plötzlich wird mir bewusst, wie dramatisch all das war und mein Schockzustand macht den Tränen Platz.

Meine Gedanken prasselten auf mich herab wie Regentropfen im Sturm.
Dabei glaubte ich immer, ich hätte irgendwie alles im Griff. Und wenn ich es genau nehme, stimmt das sogar. Denn wenn ich nicht geistesgegebnwärtig reagiert hätte, wären vermutlich einige andere Menschen mit mir zusammen an der Unachtsamkeit eines einzigen gestorben.

Aber es geht mir hier gar nicht um die Schusseligkeit eines einzelnen...

Mir wurde erschreckend deutlich bewusst, dass ich das Ende meines Lebens nicht wirklich beeinflussen kann. Genauso wenig wie die Art dieses Endes.
Es war auch nicht die Frage, was ich noch alles erleben hätte können, wollen oder dürfen.

All das war in diesem Augenblick so nebensächlich.

Ganz andere Gedanken fraßen sich durch mein Gehirn:

"Habe ich den Menschen, die ich liebe, das auch oft genug gesagt?"
"Habe ich mich für all die Gespräche, Unterstützungen und Freundschaften auch oft genug bedankt?"
"Wie habe ich das eigentlich geschafft, die Kontrolle zu behalten?"

Ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit macht sich warm und liebevoll bemerkbar...

"Danke, lieber Schutzengel, dass Du mir die Möglichkeit gibst, mir noch einmal über das Geschenk des Lebens Gedanken zu machen!!!"

Und Tränen laufen über mein Gesicht...

© Cornelia G. Becker


Danke an alle, die da waren und mich in meinem Leben begleitet haben.
Ich hab Euch sehr lieb.

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